One Hour Photo
Moderatoren: Kasi Mir, emma, Niels
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One Hour Photo
Hallo allerseits,
meine Güte, löse ich eine Panik aus, wenn ich mal vorzeitig den Saal verlasse. :-)
Nein, ich bin *nicht* gegangen, weil ich "One Hour Photo" schlecht fand - ich bin ja auch bisher bei schlechten Filmen (siehe "Ali G.", "Enough", "Resident Evil", "Guesthouse Paradiso" etc.) nicht rausgegangen. Insofern bin ich als Indikator für einen guten oder schlechten Film gänzlich ungeeignet (war sowieso erst das zweite Mal, daß ich eine Sneak vorzeitig verlassen habe).
Ich bin gegangen, weil mein gesamter Bekanntenkreis den Film wie ich erst kürzlich beim FFF gesehen hatte und deswegen gehen wollte. So wenig ich dagegen habe, mit Emma die Heimreise im ÖPNV anzutreten - in diesem Fall gab die günstige Fahrgelegenheit den Ausschlag gegen den Film und für den Gruppenzwang. :-))
Apropos Film:
Ich gebe dem Film drei Sterne (***) - es gibt eine Menge vor allem in der ersten Hälfte, das mir sehr gut gefallen hat, aber die letzte halbe Stunde ist dann doch etwas enttäuschend.
Man merkt, daß Regisseur Mark Romanek etwas von Photographie versteht - nicht nur läßt er Williams" Sy sehr treffende Bemerkungen über Photographie machen, er untermalt sie auch passend mit genau den richtigen, ruhigen doch irgendwie Unbehagen hervorrufenden Bildern. "One Hour Photo" nutzt statische, fast photoartige Einstellungen, die im Bildzentrum oft irgendetwas belangloses darstellen, um vom Rande her die Story voranzutreiben.
Dabei brilliert Williams - noch mehr als in "Insomnia", der im Oktober folgt - mit einer völlig zurückgenommenen, unscheinbaren, fast duckmäuserischen Erscheinung, die nur ganz selten die Gedankengänge, die sich hinter der freundlichen Fassade abspielen, durchblicken läßt.
Leider macht die Erzählung einen etwas unfertigen Eindruck. Nicht nur, daß der Showdown selbst etwas abrupt und spannungsarm daherkommt (einige Zuschauer werden nach dem Buildup auch mehr "Aktion" von Sy erwartet haben), die Szene, in der der Photo Guy schließlich seine "Beweggründe" offenbar, wirkt ziemlich konstruiert und unnötig. Aber schon vorher hat der Film so seine Probleme - so finde ich es ziemlich merkwürdig, daß der Film sich eingehend Zeit nimmt,. Mutter Nina und Sohn Jakob als Charaktere, wenn in der letzten halben Stunde doch nur noch Vater Will und seine Gespielin eine Rolle spielen, die man vorher kaum zu Gesicht bekommen hat. Nina und Jakob hingegen sind bis auf zwei Szenen in den eigenen vier Wänden praktisch verschwunden. Außerdem schafft der Film Interesse nach dem Schicksal der Yorkins, das dann leider unbeantwortet bleibt.
Trotzdem hat "One Hour Photo" durchaus genug Interessantes zu bieten, daß der Kinobesuch heute abend nicht langweilig geworden sein sollte - mal sehen, wie die Dagebliebenen darüber denken. :-))
Gruß
Kasi Mir
meine Güte, löse ich eine Panik aus, wenn ich mal vorzeitig den Saal verlasse. :-)
Nein, ich bin *nicht* gegangen, weil ich "One Hour Photo" schlecht fand - ich bin ja auch bisher bei schlechten Filmen (siehe "Ali G.", "Enough", "Resident Evil", "Guesthouse Paradiso" etc.) nicht rausgegangen. Insofern bin ich als Indikator für einen guten oder schlechten Film gänzlich ungeeignet (war sowieso erst das zweite Mal, daß ich eine Sneak vorzeitig verlassen habe).
Ich bin gegangen, weil mein gesamter Bekanntenkreis den Film wie ich erst kürzlich beim FFF gesehen hatte und deswegen gehen wollte. So wenig ich dagegen habe, mit Emma die Heimreise im ÖPNV anzutreten - in diesem Fall gab die günstige Fahrgelegenheit den Ausschlag gegen den Film und für den Gruppenzwang. :-))
Apropos Film:
Ich gebe dem Film drei Sterne (***) - es gibt eine Menge vor allem in der ersten Hälfte, das mir sehr gut gefallen hat, aber die letzte halbe Stunde ist dann doch etwas enttäuschend.
Man merkt, daß Regisseur Mark Romanek etwas von Photographie versteht - nicht nur läßt er Williams" Sy sehr treffende Bemerkungen über Photographie machen, er untermalt sie auch passend mit genau den richtigen, ruhigen doch irgendwie Unbehagen hervorrufenden Bildern. "One Hour Photo" nutzt statische, fast photoartige Einstellungen, die im Bildzentrum oft irgendetwas belangloses darstellen, um vom Rande her die Story voranzutreiben.
Dabei brilliert Williams - noch mehr als in "Insomnia", der im Oktober folgt - mit einer völlig zurückgenommenen, unscheinbaren, fast duckmäuserischen Erscheinung, die nur ganz selten die Gedankengänge, die sich hinter der freundlichen Fassade abspielen, durchblicken läßt.
Leider macht die Erzählung einen etwas unfertigen Eindruck. Nicht nur, daß der Showdown selbst etwas abrupt und spannungsarm daherkommt (einige Zuschauer werden nach dem Buildup auch mehr "Aktion" von Sy erwartet haben), die Szene, in der der Photo Guy schließlich seine "Beweggründe" offenbar, wirkt ziemlich konstruiert und unnötig. Aber schon vorher hat der Film so seine Probleme - so finde ich es ziemlich merkwürdig, daß der Film sich eingehend Zeit nimmt,. Mutter Nina und Sohn Jakob als Charaktere, wenn in der letzten halben Stunde doch nur noch Vater Will und seine Gespielin eine Rolle spielen, die man vorher kaum zu Gesicht bekommen hat. Nina und Jakob hingegen sind bis auf zwei Szenen in den eigenen vier Wänden praktisch verschwunden. Außerdem schafft der Film Interesse nach dem Schicksal der Yorkins, das dann leider unbeantwortet bleibt.
Trotzdem hat "One Hour Photo" durchaus genug Interessantes zu bieten, daß der Kinobesuch heute abend nicht langweilig geworden sein sollte - mal sehen, wie die Dagebliebenen darüber denken. :-))
Gruß
Kasi Mir
Re: One Hour Photo
Kasi Mir,
dem habe ich absolut null und nichts entgegenzusetzen - ausser dass der ÖPNV diesmal nicht nur ohne Dich gefahren ist ;-)
dem habe ich absolut null und nichts entgegenzusetzen - ausser dass der ÖPNV diesmal nicht nur ohne Dich gefahren ist ;-)
Re: One Hour Photo
Was! Drei Sterne, und meistens fuer die erste Haelfte?? Ich bin zum zweiten Mal in meinem Leben bevor das Ende weggegangen, und es ist mir ziemlich egal was in der letzten Halbe-stunde passiert ist. Ich bin schon ein Arthouse-Fan und das war bestimmt kein schlechter Film fuer die Connoisseurs, aber das war sowas von langsam. Gut gespielt, besonders von Robin Williams, und gute Camera Arbeit (der EKZ und die Costume waren toll), aber nicht viel von Plot, und ein paar Loecher drin. Ich haette lieber einen schlechten Film ueber interessanten Leuten die etwas interessantes tun gesehen.
Herr Williams kriegt 5 Sterne, aber fuer den Film kann ich nur einen einzigen * geben. Vielleicht habe ich einfach zuviele Films in letzter Zeit gesehen (wir haben neulich DSL).
Die Trailers waren aber toll :-)
Herr Williams kriegt 5 Sterne, aber fuer den Film kann ich nur einen einzigen * geben. Vielleicht habe ich einfach zuviele Films in letzter Zeit gesehen (wir haben neulich DSL).
Die Trailers waren aber toll :-)
Re: One Hour Photo
Also ich halte "One Hour Photo" für ein filmisches Meisterwerk. Kasi Mir"s Kritik an der Charakterausbeute der Yorkin Familie und das merkwürdige Ende würde ich durchaus als filmische Mittel bezeichnen, die zumindest auf mich gewirkt haben. Besonders begeistert haben mich aber die teilweise eindrucksvollen Bilder, insbesondere der ille Traum mit den leeren Regalen - irgendwie hat mich das an Kubrick"s 2001 erinnert. Sehr komisch fand ich allerdings Folgendes: Als ich den Film das erste Mal gesehen hab, war er vollkommen anders geschnitten und etwa 5min länger. Meine Frage an die Besucher der FFF Vorstellung: Gab"s am Anfang eurer Version eine Einführung zum "Red Eye Effect" oder war Sy am Anfang in Polizei-Gewahrsam und wurde befragt? Ich glaube ich wurde vor 4 Tagen Zeuge eines Workprints. Aufklärung würde mich freuen.
Gruß ["bu:sener]
Gruß ["bu:sener]
Re: One Hour Photo
--> Zustimmung
Ich hatte erst Angst, einen zweiten "Contender" zu sehen, aber die Angst war unbegründet. Ruhig, aber nicht langweilig, ist One Hour Photo auf jeden Fall sehenswert.
Williams spielt Sy so authentisch, dass man fast Mitleid bekommt.
Ich hoffe mal, dass jetzt das Ende der Komödienwelle erreicht ist, und mehr solche Filme gezeigt werden.
Dasch
PS: Ich kann dass mit der Machine voll nachvollziehen, 0.3 % Abweichung ist nicht akzeptabel. Nicht Sy, sondern der AGFA-Typ gehört gefeuert. ;-)
Ich hatte erst Angst, einen zweiten "Contender" zu sehen, aber die Angst war unbegründet. Ruhig, aber nicht langweilig, ist One Hour Photo auf jeden Fall sehenswert.
Williams spielt Sy so authentisch, dass man fast Mitleid bekommt.
Ich hoffe mal, dass jetzt das Ende der Komödienwelle erreicht ist, und mehr solche Filme gezeigt werden.
Dasch
PS: Ich kann dass mit der Machine voll nachvollziehen, 0.3 % Abweichung ist nicht akzeptabel. Nicht Sy, sondern der AGFA-Typ gehört gefeuert. ;-)
Re: One Hour Photo
Tja, es ist doch immer schön, wenn man sich mit den Hauptdarstellern in Filmen identifizieren kann ;-) Gut zu wissen, dass hin und wieder Leute wie Sy sich unserer gescheiterten Beziehungen annehmen.
Bis nächste Woche,
feli
Bis nächste Woche,
feli
Re: One Hour Photo
Tim "Busener" Baumann schrieb:
> Also ich halte "One Hour Photo" für ein filmisches
> Meisterwerk.
Zustimmung. ;)
> Kasi Mir"s Kritik an der Charakterausbeute der
> Yorkin Familie und das merkwürdige Ende würde ich durchaus
> als filmische Mittel bezeichnen
Das Ende ist das einzige, was den Film für mich schmälert. Hier soll mit Holzhammer und in riesengroßer Schrift auch dem letzten Zuschauer klargemacht werden, was Sy eigentlich bewegte, etc.
Das finde ich einfach misslungen. Wer das am Schluss noch nicht verstanden hat, der wird den Film auch durch die platte Aufklärung nicht mehr besser finden und allen anderen wird die wunderbare subtile Erzählweise des Films kaputtgemacht.
Ansonsten ein phantastischer Film mit herrlicher Soundkulisse und stimmungsvollen Bildern.
Leider erlitt er das gleiche Schicksal wie der sogar noch bessere Indie-Film "The Salton Sea" ... der deutsche Starttermin wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Wenn die Verleihe diese Reaktion auf schlechte US-Ergebnisse weiter pervertieren, gibt"s bald wirklich nur noch Mainstream.
> Meine Frage an die Besucher der FFF Vorstellung: Gab"s
> am Anfang eurer Version eine Einführung zum "Red Eye
> Effect" oder war Sy am Anfang in Polizei-Gewahrsam und
> wurde befragt?
In Polizeigewahrsam war er gestern doch auch?! Mehr war auf dem FFF auch nicht zu sehen. Dafür fehlte IMHO auf dem FFF die Szene, in der Sy den "SavMart" verließ und den Schaden in seiner Scheibe bemerkte.
Bye,
David!
> Also ich halte "One Hour Photo" für ein filmisches
> Meisterwerk.
Zustimmung. ;)
> Kasi Mir"s Kritik an der Charakterausbeute der
> Yorkin Familie und das merkwürdige Ende würde ich durchaus
> als filmische Mittel bezeichnen
Das Ende ist das einzige, was den Film für mich schmälert. Hier soll mit Holzhammer und in riesengroßer Schrift auch dem letzten Zuschauer klargemacht werden, was Sy eigentlich bewegte, etc.
Das finde ich einfach misslungen. Wer das am Schluss noch nicht verstanden hat, der wird den Film auch durch die platte Aufklärung nicht mehr besser finden und allen anderen wird die wunderbare subtile Erzählweise des Films kaputtgemacht.
Ansonsten ein phantastischer Film mit herrlicher Soundkulisse und stimmungsvollen Bildern.
Leider erlitt er das gleiche Schicksal wie der sogar noch bessere Indie-Film "The Salton Sea" ... der deutsche Starttermin wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Wenn die Verleihe diese Reaktion auf schlechte US-Ergebnisse weiter pervertieren, gibt"s bald wirklich nur noch Mainstream.
> Meine Frage an die Besucher der FFF Vorstellung: Gab"s
> am Anfang eurer Version eine Einführung zum "Red Eye
> Effect" oder war Sy am Anfang in Polizei-Gewahrsam und
> wurde befragt?
In Polizeigewahrsam war er gestern doch auch?! Mehr war auf dem FFF auch nicht zu sehen. Dafür fehlte IMHO auf dem FFF die Szene, in der Sy den "SavMart" verließ und den Schaden in seiner Scheibe bemerkte.
Bye,
David!
- Roughale
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- Registriert: 2002-10-07 15:51
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Re: One Hour Photo
Sehr guter Film, da blieb ich gerne nochmal drin trotz FFF ;-) Ich habe keine Unterschiede zu der Version beim FFF feststellen können, widerspreche also mal wieder (aus Nostalgie Gründen) dem David, die Szene mit der kaputten Autoscheibe war drin und ist auch wichtig, weil man da zum ersten Mal das Gewaltpotential Sy"s angedeutet bekommt, was schlimmes erwarten lässt zum Schluß hin (wo ist mein Grammarcheck *LOL*). Gut gelungen, da werden zwei wohl nicht mehr fremd gehen ;-)
Weiter so, bitte keine Comedygrotten mehr, jaja, ich weiß, ihr habt ja keinen Aus...ähh...Einfluss darauf...keep trying!
Weiter so, bitte keine Comedygrotten mehr, jaja, ich weiß, ihr habt ja keinen Aus...ähh...Einfluss darauf...keep trying!
Re: One Hour Photo
Am Anfang der Version die ich mir digital besorgt habe, erklärt Sy ausführlich den "Red Eye Effect" bei Menschen und dann bei nachtaktiven Tieren. In der Szene wo er von den Polizeiwagen angestrahlt wird, reflektieren seine Augen dann das Licht als wäre er auch so ein Tier. Das fand ich richtig klasse! Rausgeschnitten wurde es leider trotzdem. Außerdem hebt er den blauen Teddy nicht in der Mitte des Films auf, sondern kurz nachdem er gefeuert wurde. Desweiteren war der Film komplett chronologisch erzählt, also wurde am Anfang nicht preisgegeben, dass Sy ein Verbrechen begehen würde. So waren einige Szenen auch noch viel länger, z.B. als er Simpsons guckt. Insgesamt wirkt die Version die ich gesehen habe inzwischen wie eine Testversion für ein Testpublikum. Sie hat mir auch besser gefallen als der Schnitt von Gestern Abend.
Re: One Hour Photo
Dasch schrieb:
> PS: Ich kann dass mit der Machine voll nachvollziehen, 0.3 %
> Abweichung ist nicht akzeptabel. Nicht Sy, sondern der
> AGFA-Typ gehört gefeuert. ;-)
Genau! Und der wirkliche Bösewicht ist der Kaufhausmanager und das US-Arbeitsrecht (wenn es soetwas in den USA überhaupt gibt). In D könnte man einen verdienten, langjährigen Mitarbeiter nicht wegen so einer Lappalie rausschmeißen. Zumindest nicht so einfach und in dieser Form. Ein Hoch auf den deutschen Kündigungsschutz!
> PS: Ich kann dass mit der Machine voll nachvollziehen, 0.3 %
> Abweichung ist nicht akzeptabel. Nicht Sy, sondern der
> AGFA-Typ gehört gefeuert. ;-)
Genau! Und der wirkliche Bösewicht ist der Kaufhausmanager und das US-Arbeitsrecht (wenn es soetwas in den USA überhaupt gibt). In D könnte man einen verdienten, langjährigen Mitarbeiter nicht wegen so einer Lappalie rausschmeißen. Zumindest nicht so einfach und in dieser Form. Ein Hoch auf den deutschen Kündigungsschutz!
Re: One Hour Photo
Ich kann zu meinen Vorrednern auch nicht mehr viel ergänzen. Wie gesagt, bis auf das knartschige Ende ein klasse Film. Ich wollte nur nochmal mein absolutes Lieblingszitat von Sy anbringen, welches irgendwie den Film so herrlich auf den Punkt gebracht hat:
"What the hell is wrong with these people!?!" :))
Gruss p0rnopeters
"What the hell is wrong with these people!?!" :))
Gruss p0rnopeters