#0977 Behind the Candelabra

[Kasi Mir]

Hallo allerseits,
ich vermute, Tipvetaran MM war heute nicht allzu glücklich - ich zitiere mal aus seinem Filmtip:

hoffe nicht diese andere schwukken film candelabra

Ich war immerhin einigermaßen überrascht, daß so wenige den Saal vorzeitig verlassen haben (wobei einige erst deutlich nach Filmbeginn überhaupt erst eintrafen, und daß, obwohl der Film gar nicht so früh begonnen hatte), bin aber gespannt, wie "Behind the Candelabra" denn so angekommen ist. Ich habe (als Kind) Liberace tatsächlich noch bei TV-Auftritten gesehen, konnte also Vergleiche ziehen; wenn ich das im Saal richtig mitbekommen hatte, kannten ihn so einige Sneakbesucher überhaupt nicht.

Aber ob nun alter Kenner oder unbedarfter Matt-Damon-Fan : wie gefiel Euch dieses vom US-TV-Sender HBO produzierte Biopic, das Steven Soderberghs letzte Regiearbeit gewesen sein könnte, wenn er seine Ankündigung durchhält?

[Roughale]

Ich war auf den Film gespannt, nicht wegen der Geschichte, sondern wegen der schauspielerischen Leistung von Michael Douglas und die hat einfach gesessen. Ich weiss immer noch nicht, ob man sich mit der Klimaanlage qauf den Winter vorbereitet, oder ob der Film diese Wärme produzierte, aber das wär gut möglich, denn was Mike da abgibt war extrem überzeugend, wobei Matt Damon ihm da gut zur Seite stand! Liberace ist aber auch eine schöne Figur für sowas, denn wenn man bei einer solchen Thematik gerne Kitsch als Kritikpunkt angeben würde, so ist das hier einfach Programm und kann gar nicht überkandidelt genug sein. Und wenn es auch im Showgeschaft viele Paradiesvögel gab und gibt, so muss man Liberace wohl als der ersten dieser ansehen.

In der Geschichte gab es viel Leerlauf und es war gut, dass Soderbergh nicht noch viel Musik reinbrachte (obwohl MD das Klavierspiel sehr überzeugend miemte) und einen überlangen Film schuf, im Zentrum stand nun mal die Beziehung zwischen ihm und dem von Damon gespielten Partner... Ausserdem war sie recht vorhersehbar, aber da es sich nicht um eine erfundene Geschichte handelte, gilt das nicht als Kritikpunkt...

Schöne Nebenrollen hatte er vorzuweisen, ich habe den Freund von Matt gar nicht erkannt, hatte immer den Moon Schauspieler im Kopf dabei war es Enterprise Kapitän Archer, oh well... Einfach klasse war Rob Low als Beauty Doc - WOW!

Im Ganzen gebe ich eine glatte 2 und denke, man kann allen nicht homophoben Leuten den Film wärmstens (hoppla! ) empfehlen.

[Oberchecker]

Ich fand bezeichnenderweise die Tatsache am beeindruckendsten, dass während der "expliziten" Szenen im Publikum hauptsächlich gequälte weibliche (!) Stimmen zu hören waren... Oder habe ich mich da getäuscht?

[Pynng]

Tipveteran hin oder her, könnten homophobe Kommentare einfach gelöscht und nicht auch noch wiederholt werden?

Das war jetzt vermutlich keine Absicht, aber es wäre gut, wenn sich das mysneak.de Team ausdrücklich gegen diese Art von "Schwule unerwünscht" Kommentaren ausspricht.

[emma]

wenn sich das mysneak.de Team ausdrücklich gegen diese Art von "Schwule unerwünscht" Kommentaren ausspricht.

Genau das haben wir doch durch das Zitat getan: ich halte die Bloßstellung für wesentlich wirkungsvoller. MM macht sich damit selbst lächerlich. Das ist besser als jede Zensur.

[Kasi Mir]

Ich hoffe, daß niemand der Ansicht ist, wir würden uns MMs Aussage zu eigen machen; daß wir das persönlich ganz anders sehen, kann man ja bereits an unseren Berwertungen (Roughale hier oben, emma auf Facebook, ich auf der Movies-Seite) erkennen. Das Totschweigen solcher Äußerungen (wie auch immer sie letztlich gemeint waren) hilft IMHO nicht.

Gruß
Kasi Mir

[Pynng]

Ich befürchte, daß sich MM aufgrund des Zitats durch Kasi Mir eher noch geadelt fühlt. Eine klare Ansage wäre da hilfreicher.

Wenn ihr prinzipiell eher für "nicht löschen" seid, kann ich das respektieren, aber dann sollten zivile Umgangsformen auch deutlich eingefordert werden, IMHO.

(Und nein, bislang hatte ich nie den Eindruck, daß jemand im mySneak Team so denkt, deshalb hat mich Kasi Mirs relativ neutrale Präsentation dieser "Qualitätsäusserung" auch so umgehauen...)

[Roughale]

WOW, seit langem der längste Thread hier im Forum, wenn auch nicht unbedingt zum Film, aber watt soll's, da feiert man doch trotzdem

Ich hatte auch überlegt, ob und wie ich darauf eingehe, ich habe mich für die lustige Gangart entschieden und denke auch nicht, dass das negativ von Homosexuellen aufgenommen wird, zumindest nicht von denen, die ich kenne, die stehen darüber und amüsieren sich eher über solch Aussagen und geben dann gerne Tips, mal ein Coming Out zu erwägen - ist die beste Art, denke ich...

Trotzdem würde mich sehr interessieren, wie der Film von Schwulen aufgenommen wird, das kann ich irgendwie nicht einschätzen, habe aber auch nichts Beleidigendes entdecken können...

[noidea]

Für mich persönlich war der Film nichts.
Vielleicht hängt die negative Einstellung damit zusammen, dass ich weder Alt genug bin um den "Liberace" zu kennen noch mit dem Thema Homosexualität sonderlich viel anfangen kann (ich habe "Brokeback Mountain" nie gesehen).
Für mich war der Film einfach nur ein autobiographisch angehauchtes Drama mit mehr oder weniger vielen Fremdschämmomenten.
Das jetzt weder Michael Douglas noch Matt Damon besonders toll geschauspielert hätten fand ich nicht. Unter der Meterdicken Make-Up Schicht war das ja auch kaum möglich. Immerhin hat man ja hier im Film mit den Schönheits-OPs eine bessere Erklärung für die abgestorbene Mimik gefunden als noch bei Leonardo di Caprio und Armie Hammer in "J Edgar". Den Film, auch ein autobiopgrahisch angehauchtes Drama, fand ich im übrigen auf einem ziemlich ähnlichen Level schlecht wie "Liberace".

Auch wenn ich mir damit hier jetzt offenbar nicht viele Freunde mache: 4-

[Pynng]

Das Problem mit der Bagatellisierung von Schwulenfeindlichkeit ist, daß dann irgendwann sowas passiert:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=19800

Da hilft dann auch "geht mich nichts an, ich bin ja nicht schwul" nichts mehr. Die Zähne sind weg.

P.S.: Mir ist Liberace hauptsächlich durch seine Erwähnung in Austin Powers ein Begriff, der Film ist glaube ich für eine ältere Zielgruppe.

[emma]

http://www.queer.de/detail.php?article_id=19800

Na das nenne ich aber mal weit hergeholt: da könnte ich noch heftigere Links von Ausschreitungen gegen Schwule nicht nur in Deutschland sondern auch den Rest der "zivilisierten" Welt bringen (z.B. http://youtu.be/qmWjQdhtStU.) Alles auf die Bagatellisierung von Schwulenfeindlichkeit zu schieben, das ist mir ein bisschen zu einfach und scharz-weiss. Damit sprichst Du einem ernsthaften Thema die Komplexität ab, was ich schon fast schwulenfeindlich finde.

Ich bleibe dabei, Toleranz und Akzeptanz wird nicht durch Zensur geschaffen.

[DrManhatten]

http://www.youtube.com/watch?v=we-zND9Ihes
What if the person he was calling a faggot was acting like a faggot? Chris Rock bringt es in der Nummer sehr schön auf den Punkt. Leute müssen nicht schwul sein, um sich schwuchtelig zu benehmen, ebenfalls sind viele homosexuelle keine derartigen Schwuchteln, wie sie im Film dargestellt werden. Es gibt inzwischen ja auch Schwulenverbände, die sich gegen die Fetisch CSD Paraden stellen.


Zu dem Film: Nachdem ich die ersten 10 Minuten gebraucht habe, um mich auf darauf einzustellen, fand ich ihn ganz in Ordnung. Die Schauspielleistungen waren gut, die Dialoge, Kameraführung etc auch. FÜr meinen Geschmack allerdings zu viele nackte Männerhintern im Bild, daher nur eine 3...

[Pynng]

Alles auf die Bagatellisierung von Schwulenfeindlichkeit zu schieben, das ist mir ein bisschen zu einfach und scharz-weiss.

Ich habe nirgendwo "Alles" auf irgendwas geschoben, da hast Du wohl ein bisschen weit ausgeholt...

Worum es eigentlich ging: solche Ereignisse fallen ja nicht vom Himmel. Eine Gesellschaft, in der Menschen problemlos als "schwukken" beschimpft werden dürfen, ist aber schonmal ein guter Nährboden. Ich wäre dafür, daß die Sneak nicht so eine Umgebung ist. (Ja ich weiß, es ist ein langer Weg von mysneak.de zu "Bist du schwul?" mit Zähne-Raus, aber hier sind wir nun mal.)

Zu Deinem Link: die USA sind für mich irgendwie kein Maßstab, was Menschenrechte angeht. Da sollten wir wesentlich höher zielen (und erstmal in Hamburg anfangen).

[emma]

Eine Gesellschaft, in der Menschen problemlos als "schwukken" beschimpft werden dürfen, ist aber schonmal ein guter Nährboden.

1. Leben wir in 2013 in Hamburg, da werden Menschen nicht mehr problemlos als schwukken beschimpft, was dieser Thread beweist
2. Ist die "neue" Gewalt ja nicht proportional sondern im Gegenteil: die Gesellschaft wird immer toleranter. Als die Gesellschaft noch intoleranter war, gab's weniger Gewalt. DAS finde ich interessant und hätte ich gerne mal weiter verfolgt.
3. Habe ich den Link als Beispiel genannt, dass es kein rein Deutsches Problem ist und auch nicht auf die Gesellschaft in Deutschland beschränkt ist und wir nicht nur in Hamburg das Problem haben
4. Bleibe ich dabei, dass Zensur kein Mittel
5. Was hat das alles mit dem Film gestern zu tun? (Vielleicht würde sich Liberace heute in 2013 immer noch nicht outen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er es täte wäre immens größer)
6. South Park, 13. Staffel, Episode 12, wahlweise in Deutsch und Englisch.

[Maniac]

Ist das hier ein Diskussionsforum für Kinofilme oder ein Forum für "Menschenrechte" ?

Lasst doch mal die Kirche im Dorf....alles ein bisschen Weit hergeholt oder?

Mein Film war das auch nicht aus verschiedentlichen Gründen und ich muss zugeben, ich mag es auch nicht 2 Männer in "Action"zu sehen aber what the fuck...jeder soll so leben wir er es für richtig hält....egal ob sexuelle Ausrichtung, Religion oder sonst was....und son Fass für die Begrifflichkeit "Schwukke oder Schwuchtel" aufmachen...ich weiß nicht..


So genug gelabert, dies ist immerhin noch ein Filmforum...

3-